Extreme Mietsteigerung nach Modernisierung

Aus einem Inserat bei Immobilienscout im Mai 2017: Neuvermietungen für 15 Euro *kalt* pro qm sind inzwischen die Regel hier in unserem Häuserblock.  Denn Vermieter wie die Firma Dr. Hintze & Co. OHG  können mit  „Neuvermietung“ und „Erstbezug“ ganz locker die Mietpreisbremse aushebeln.

Und das mitten im Mileuschutzgebiet!

Hochwertige Modernisierung soll eigentlich durch das Milieuschutzgesetz begrenzt werden. Nur die Mieter, die gerade den Mietvertrag unterschrieben haben, können gegen die Miethöhe klagen, eventuell sogar eine Anzeige wegen Mietwucher erstatten. Aber für alle Bewohner steigt der Mietenspiegel immer weiter.

Da hat die Immobilienfirma Dr. Hintze & Co. OHG doch mal Nägel mit Köpfen gemacht:  60 m² bekommt man jetzt für 900 Euro Kaltmiete = 15 Euro je Quadratmeter. Zum Vergleich: Die Vormiete betrug weniger als 6 Euro/qm Kaltmiete!

Als die Eigentümer unsere Mietshäuser unter sich aufteilten, wurde uns Bestandsmietern versichert, „daß sich hier im Block ja gar nichts ändern wird“!
Aber das Schlupfloch „Modernisierung“ und ein schlafender Milieuschutz öffnen den Vermietern viele große Tore zum Mietenextremanstieg.

neuvermietung 15 euro qm

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Milieuschutz Folge 2 -Falsche Versprechen. Was will der Bezirk eigentlich?

Unsere Nachbarn in der Lenau/Hobrechtstraße wurden vom Bezirk Neukölln hängen gelassen. Wie so viele andere Nachbarn hier auch. Ein Neuköllner Lehrstück über Verdrängung, Vernetzung und die Unfähigkeit des Bezirks, Mieter zu schützen, heißt es im Vorspann des sehr lesenswerten Artikels auf neukoellner.net.

 

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Das Eckhaus Lenaustr. 23/Hobrechtstr.62 (© LeBrecht 2362 e.V.)

Wir würden sogar noch weitergehen und sagen: Es ist nicht Unfähigkeit, es ist pures Kalkül: Es sei gut, wenn Menschen, die ihren Unterhalt selbst verdienen, ins Viertel kommen – so wird unsere Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey in der Süddeutschen Zeitung zitiert. Dabei lässt sie außer Acht, dass „Menschen, die ihren Unterhalt selbst verdienen“ auch in schlecht bezahlten Jobs arbeiten und längst den Bezirk zwangsweise verlassen müssen, weil sie keine neue, bezahlbare Wohnung finden. Denkt man diese Aussage weiter, dann liegt der Schluss nahe, dass unsere Bezirksleitung der Meinung ist, dass es ganz normal ist, dass solche Aufwertungsprozesse passieren, dass man sie vielleicht sogar wünscht und forciert und dass dabei Menschen – vor allem die Alteingesessenen – auf der Strecke blieben. Anstatt mal die Frage zu stellen, ob es cool ist, wenn der Staat Unternehmen, die Billiglöhne zahlen, die zum Leben nicht reichen heftig subventioniert, indem die Beschäftigten über Hartz IV aufstocken müssen. Anstatt mal die Frage zu stellen, ob es cool ist, dass Großinvestoren Neukölln aufkaufen und zur Profitmaximierung alles in Wohneigentum umwanden.

Welche Menschen will die Bezirksbürgermeisterin in Neukölln haben? Ist das Politik für Neukölln und Neuköllner??

Zum Artikel über unsere Nachbarn aus dem Eckhaus Lenau-/Hobrechtstraße geht es hier lang. Vorab eine Warnung: Der Artikel macht wütend. Nach dem Lesen mag man nicht mehr alles, was hier im Kiez so passiert, einfach so hinnehmen!